Inhalte und Darstellungsmethoden

Bei der Abbildung von georäumlichen Strukturen und Prozessen oder darauf bezogener Sachverhalte sind kartographiespezifische Grundsätze und Regeln einzuhalten. Man bezeichnet diese als kartographische Darstellungsmethoden und -prinzipien oder – mit Blick auf das Ergebnis der kartographischen Modellierung – als kartographisches Gefüge.

Über die anzuwendende Darstellungsmethode wird unter Beachtung des Maßstabs und des Verwendungszwecks der Karte sowie einer Reihe weiterer Aspekte entschieden. Diese Aspekte sind unten als “Checkliste” zusammengestellt, die auch für das Verständnis thematischer Karten hilfreich sein kann. Es ist zu fragen:

  • Sind die Objekte, Erscheinungen oder Sachverhalte
  • im Georaum als sog. Diskreta eindeutig abgrenzbar, gestreut verteilt (dispers) oder als Kontinua stetig verbreitet?
  • konkret oder abstrakt als Raumgliederung dargestellt?
  • in ihrem Zustand, ihrer Entwicklung oder als Ortsveränderung abgebildet?
  • qualitativ oder durch statistische Werte, d.h. quantitativ, dargestellt?
  • als absolute oder relative Werte wiedergegeben?
  • Beziehen sich die Kartenzeichen auf Objekte, die in der extremen Verkleinerung der Karte zu Punkten oder Linien werden, oder auf solche, die als Flächen erhalten bleiben?
  • Handelt es sich um eine lagetreue, eine weitgehend lagewahrende oder eine raumwahrende Darstellung ?

Alle Methodensysteme der Kartographie bauen auf den genannten Aspekten auf. Jedoch existieren keine einheitlichen Bezeichnungen für die kartographischen Darstellungsmethoden. In dieser Übersicht werden deshalb für jede Methode mehrere gleichbedeutende Begriffe angeführt. Dabei bezeichnet der Begriff Signatur vornehmlich Kartenzeichen in lagetreuer Darstellung, während die Verbindung mit Kartogramm die raumwahrende Wiedergabe kennzeichnet.

Punktsignaturen

Kartographische Darstellungsmethoden 1

Kartographische Darstellungsmethoden 1

[a] Positionssignaturen, Standortsignaturen, lokale Gattungssignaturen: kleine, kompakte und daher lagetreue Kartenzeichen, die sich auf ein im Kartenmaßstab punkthaftes Objekt oder eine sehr kleine Fläche beziehen; vielgestaltige Signaturformen: geometrisch, symbol- bis bildhaft; signatureigener Bezugspunkt im Mittelpunkt oder Fußpunkt; variierbar in Farbe, Helligkeit, Orientierung und zwei bis drei Größenstufen; Charakter der Darstellung qualitativ.

[b] Mengensignaturen, Wertsignaturen: größenvariable Kartenzeichen einfacher geometrischer Form: Kreis, Quadrat, Dreieck; geometrischer Bezug wie [a], i.d.R. deutlich größere Flächen einnehmend als [a] (lagewahrend); variierbar in Farbe (Qualitäten ausdrückend) sowie Helligkeit (für Relativwerte); quantitative, absolute Darstellung; Größenvariation entsprechend einem kontinuierlichen oder gestuften, flächenproportionalen oder vermittelnden Signaturmaßstab (Wertmaßstab); methodisch zwischen [a] und [c].

[c] Positionsdiagramme, Ortsdiagramme, lokalisierte Diagramme, Diagrammsignaturen: Diagramme unterschiedlichster Arten (Kreissektoren-, Säulen-, Balken-, Kurven-, Richtungsdiagramme u.a.) oder von bildstatistischem Charakter; wesentliches Merkmal: diagrammeigenes Koordinatensystem (xy oder polar) bzw. Zusammensetzung aus mehreren Elementen; geometrischer Bezug wie [a]; diagrammeigener Bezugspunkt zentrisch oder im Fußpunkt (Säulen); quantitative, absolute und/oder relative Darstellung; Wertmaßstab (Größe) linear (Säulen) oder wie [b]; zu unterscheiden von Kartodiagrammen!

[d] Punktmethode, Wertpunkte: kleine kreisförmige Punkte (0,5-10 mm²), selten anderer Form (Quadrat, Dreieck, Strichel), in großer Anzahl, die jeweils einen nicht eindeutig lokalisierbaren Wert repräsentieren; u.U. in 2-3 Größen oder Farben für Qualitäten verwendet; lagewahrende, absolute Darstellung von Verteilungen und Dichten; quantitativer Charakter der Darstellung; bei regelhafter Anordnung in Bezugsflächen Übergang zur Dichtedarstellung.

Liniensignaturen

Kartographische Darstellungsmethoden 2

Kartographische Darstellungsmethoden 2

 

[e] Liniensignaturen, lineare Signaturen, Objektlinien, Netze linearer Elemente: topographisch lagerichtige Linien, meist Bestandteil netz- oder baumartiger Strukturen (Straßen-, Flussnetz); Darstellung qualitativ; variierbar sind Farbe, Breite (Größe) sowie im Linienverlauf Form und Muster, z.B. doppel- oder dreilinig, gerissen, punktiert oder anders strukturiert; als breitere Linien (> 1 mm) in [f] übergehend; als Grenzlinie (Umriss von Flächen) vermittelnd zu [i].

[f], [g] Bänder

  1. Objektbänder, Bandsignaturen [f]: auf lineare topographische Objekte bezogen; Breite (Größe) variabel (1-20 mm), häufig logarithmischer Signaturmaßstab; ggf. in sich 2-3mal gegliedert (z.B. für Niedrig-, Mittel- und Hochwasser); lagewahrend, u.U. breite Streifen entlang des Bezugsobjekts überdeckend; oft Darstellung der Intensität gegenläufiger Bewegung (Pendler); auch qualitativ (Gewässerqualität); in Farbe, Helligkeit und Muster abwandelbar;
  2. Bandkartogramme [g], Banddiagramme: schematische Darstellung durch geradlinige Verbindung von Punkten im Sinne georaumbezogener Graphen (raumwahrend); bei Angabe von Ausgangs- und Zielpunkt bzw. der Richtung Analogie zu [h].

[h] Pfeile, Vektoren, Bewegungslinien, Bewegungssignaturen: vielgestaltige Mittel zur Darstellung von Richtung und Ortsveränderung; Bezug auf punkthaftes Einzelobjekt (Reiseroute), verstreute Objekte, linienhafte Objekte (längs: Flüsse, Verkehrswege; quer: Fronten) oder Kontinua (Strömungen, z.B. Wind, Meeresströmungen); Ausdruck der Geschwindigkeit oder Intensität durch Breite und/oder Länge (Größe) des Pfeilschaftes oder Scharung kleiner Pfeile; variierbar in Fo (vielfältige Pfeilformen), auch in Farbe und Helligkeit.

Flächensignaturen

Kartographische Darstellungsmethoden 3

Kartographische Darstellungsmethoden 3

 

[i] Flächenmethode, Arealmethode, Gattungsmosaik: durch den Umriss (Kontur) und/oder eine Füllung ausgewiesene Flächen; Variation der Kontur ähnlich; als Flächenfüllung Farben (Farbe, Helligkeit), Flächenmuster (Muster, Orientierung), Schrift oder Symbole; qualitative Darstellung; zu unterscheiden ist die Wiedergabe von

  1. konkreten Flächen [i] (z.B. Bebauung, Wald, Gesteine),
  2. abstrakten raumgliedernden Flächen [i] (Verwaltungseinheiten, Landschaften, Wirtschaftsregionen),
  3. von sog. Pseudoarealen [j] (Pseudoflächen, Flächenmittelwertmethode, qualitative Flächenfüllung), d.h. Verbreitungsgebieten gestreuter Einzelobjekte bzw. nicht eindeutig abgrenzbarer Erscheinungen und Sachverhalte (z.B. Pflanzenarten, Sprachen); unscharfe Abgrenzung ausgedrückt durch Wegfall der Kontur oder als Flächenmuster.

Flächenkartogramme

Kartographische Darstellungsmethoden 4

Kartographische Darstellungsmethoden 4

[k] Flächenkartogramm, Choroplethendarstellung: auf reale oder abstrakte Flächen (vgl. [i]) bezogene quantitative Darstellung von Relativwerten durch Flächenfüllung; zu unterscheiden:

  1. echte Dichtedarstellung (Dichtemosaik): Bezug statistischer Werte auf die Flächengröße (z.B. Bevölkerungsdichte in Ew./km²),
  2. statistische Mosaike anderer Relativwerte (z.B. Anteil der Kinder an der Gesamtbevölkerung); wegen extremer Größenunterschiede der Bezugsflächen ist bei nicht dargestellter Bezugsgröße Fehlinterpretation möglich; anders bei einheitlichen geometrischen Bezugsflächen der Felder- oder Quadratrastermethode [l]; nutzbare Variable vor allem Helligkeit, ggf. unterstützt durch Farbe, Orientierung und Muster.

[m,n] Kartodiagramm, Gebietsdiagramm: gleicher flächenhafter (!) Bezug wie [k], jedoch absolute quantitative Darstellung durch größenvariable Figuren oder Diagramme, die zusätzlich Relativwerte ausweisen können; diagrammeigener Bezugspunkt wie [c], fiktiver Hilfspunkt für Raumbezug im visuellen Schwerpunkt der Bezugsfläche; Verwechslungsmöglichkeit mit [b] und [c].

[o] Isolinien (Linien gleicher Werte): traditionelle Methode zur Darstellung der Wertefelder georäumlicher Kontinua (Temperatur, Höhen, Potentiale, flächige Bewegungen); Linienkonstruktion durch Interpolation der Daten von Messpunkten oder mathematische Modellierung; Linienbreite geringfügig variierbar; besonders anschaulich bei Füllung der Flächen zwischen den Isolinien [p] mit Farben (Helligkeit) als Höhenschichten oder thematische Schichtstufen.