Konzept

Zielgruppe und Ausgabeform

Ein großes Atlaswerk ist heutzutage auf den Gebrauch in Familie und Schule sowie von Fachleuten aus Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ausgerichtet. Dies bedeutet, dass spezialisierte und aktuelle Themen in allgemein verständlicher Form angeboten werden müssen. Obwohl nach wie vor Papierausgaben von dauerhaften repräsentativen Werken einen hohen Stellenwert haben, sollte ein aktuelles Atlaswerk der steigenden Bedeutung elektronischer Medien Rechnung tragen. Bei einer elektronischen Ausgabe muss man sich unterschiedlichen Ansprüchen stellen: Ein Teil der Nutzer gehört zu den Konsumenten, die ein möglichst vollständiges, ästhetisch ausgereiftes und ansprechendes Produkt im Stil einer Landeskunde suchen. Andere Nutzer bevorzugen eine interaktive Variante, bei der auch selbständige Kartenkonstruktion und Datenkombinationen möglich sind.

Umfang und Erscheinungsweise Gesamtwerk

Die Konzeptkommission für den Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland hatte sich zu Beginn des Projekts für ein Gesamtvolumen von 12 Bänden entschieden. Dies machte eine thematische Gliederung, eine detaillierte Behandlung von aktuellen Themen, eine Staffelung der Erscheinungsweise und eine eventuelle Ergänzung der Reihe möglich. Alle thematischen Bände erschienen – beginnend mit der Ausgabe “Gesellschaft und Staat” – im Zeitraum zwischen 1999 und 2006; im Jahr 2007 wurde die Publikation mit einem Registerband abgeschlossen.

Themenauswahl

Ein an Vollständigkeit orientiertes umfassendes Konzept ist angesichts der Schnelllebigkeit von Themen, Daten und Entwicklungen nicht sinnvoll. Stattdessen ist ein fragestellungs- und problembezogener Ansatz vorzuziehen. Nicht die räumliche Bestandsaufnahme steht im Vordergrund, sondern die Darstellung von aktuellen Themen und Forschungsarbeiten. Der Atlas wendet sich an Deutschland-Interessierte im In- und Ausland. Er möchte Diskussionsstoff und Informationsmaterial für Schulen und Universitäten bieten und als Nachschlagewerk in Familien und Bibliotheken dienen. Als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit will er das Verständnis für die räumliche Differenzierung sozialer, wirtschaftlicher und naturräumlicher Strukturen und Prozesse stärken.

Finanzierung

Die Finanzierung eines solchen Projektes kann nicht allein aus den Verkaufserlösen erfolgen. Der Input von Forschung und Wissenschaft erfolgte ohne Entgelt, für Sachmittel und die technische Realisierung wurde eine Finanzierung über institutionelle Forschungsmittel, Sponsoring und Stiftungen realisiert.

Formales und Gestaltung

Das Format der Papierausgabe ist eine handliche bücherschrankfreundliche Größe unter DIN-A3 (29,5 x 35 cm). Dementsprechend liegt der gewählte Hauptmaßstab für die Bundesrepublik Deutschland bei 1:2,75 Mio., die Nebenmaßstäbe ergeben sich aus dem Spaltenprinzip im Layout: 1 : 3,75 Mio., 1 : 5 Mio., 1 : 6 Mio. Der Umfang der Bände kann variieren und liegt im Durchschnitt bei 150-180 Druckseiten. Die Bände bestehen aus Beiträgen von 2 oder 4 Seiten Umfang. Das Doppelseiten-Prinzip bringt eine Begrenzung in der Materialfülle und damit notwendigerweise auch in der Breite mit sich, mit der ein Thema behandelt wird. Die Seitengestaltung versucht mit einem hohen Abbildungsanteil und erläuternden Texten eine ansprechende Mischung zu erzielen. Die Anteile liegen im Durchschnitt bei 50% Karte, 25% Grafik, Foto sowie 25% Text.

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Die Bearbeitung

Der Nationalatlas wurde hauptverantwortlich vom Leibniz-Institut für Länderkunde herausgegeben. Das IfL ließ sich dabei durch eine Konzeptkommission, einen Atlas-Beirat sowie eine Kartographische Beratergruppe beraten und unterstützen. Die einzelnen Bände wurden von jeweils 2-4 Fachwissenschaftlern koordiniert, die für die einzelnen Beiträge des Bandes Autoren verpflichteten. Die kartographische Bearbeitung lag in Gänze beim Leibniz-Institut für Länderkunde. Die Vereinheitlichung des Layouts sowie die Erfordernisse des Drucks erforderten zwingend, dass die Atlaskartographie in der Endausgabe aus einem System kam, zentral koordiniert wurde und an einer Stelle erfolgte, um einheitliche Darstellungs- und Qualitätskriterien zu gewährleisten.

Allgemeinverständlichkeit

Mit der Bearbeitung von Grundlageninformation und gesellschaftsrelevanten aktuellen Themen durch Wissenschaftler konnte eine verlässliche Informationsaufbereitung gewährleistet werden. Hierbei wurde versucht, Legenden und Begleittexte allgemein verständlich zu halten – das in einigen Fällen unvermeidliche “Fachchinesisch” wird in blau unterlegten Glossarkästen erläutert. Schließlich ergänzen weiterführende Literaturangaben im Anhang das jeweilige Thema, was interessierten Laien und Fachleuten eine Vertiefung ermöglicht.

Aktualität

Skeptiker betonen gerne, dass jeder Atlas bereits veraltet ist, wenn er gedruckt wird. Je aktueller ein Thema ist, umso richtiger ist diese Beobachtung. Dennoch ist die Darstellung von Sachverhalten zu einem gegebenen Zeitpunkt als Ausgangsbasis zur Diskussion und zur Weiterverfolgung des Phänomens unerlässlich. Eine Möglichkeit zur Aktualisierung im Publikationszeitraum zwischen 1999 und 2006 war durch die elektronische Ausgabe gegeben. Sie wurde im Jahr 2012 nochmal als Komplettversion mit aktualisierten Datensätzen als DVD herausgegeben.